Revue 2020 oder Anton feiert 111. Geburtstag
Ensemble erfreut mit Gesang, Tanz und toller Bühnenpräsenz
Es hatte für so manchen Zeitzeugen oder zumindest Geschichtsinteressierten einen Hauch von ganz großem Kino, was die Aktiven der Musical-AG von Realschule plus und Fachoberschule (FOS) Kaisersesch in ihrer Revue 2020 verpackt hatten.
Und doch war es für die meisten der durchweg begeisterten Zuschauer eher ein Musical im Rahmen einer besonderen Geburtstagsfeier. Anton von der fiktiven „Familie Hasenklau“ feierte sein 111. Wiegenfest, wofür die ideenreichen Bühnenbauer einfach einmal das gesamte Wohnzimmer der Hasenklaus auf das Odeon-Parkett gezimmert hatten. Hier fanden sich dann am großen Tisch, bis hin zu den beiden Ururenkelinnen Ronja und Leonie, alle Familienmitglieder zusammen und ließen von 1920 bis 2020 die vergangenen Jahrzehnte noch einmal Revue passieren. Dabei rief man sich sowohl schlimme als auch angenehme Ereignisse in Erinnerung, die mal von den Oldies, mal von den Youngstern thematisiert wurden. Natürlich wussten Geburtstagskind Anton und Gattin Margret (105) bestens über die 20er- und 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts zu berichten, wenngleich sich dabei hin und wieder amüsante Verwechslungen auftaten. Die waren dann ebenso dem hohen Alter geschuldet wie die Erinnerungslücken bei Sohn Fridolin (85) und Schwiegertochter Maruschka (87).
Zeitreise zwischen Anklage und Lob
So begann eine Zeitreise, in der unvergessene Geschehnisse mal mit erhobenem Finger angeklagt, mal als tolle Erfindung oder menschliche Spitzenleistung gefeiert wurden. Parallel dazu präsentierten die jungen Darsteller weltbekannte Lieder, Songs und Tänze aus den betreffenden Jahrzehnten und traten passend dazu auch in den entsprechenden Outfits nebst Hair-Styling auf. „Putting on the Ritz“ mit Ella Fitzgerald und der getanzte Charleston standen da für die 1920er mit dem Atlantiküberflug von Charles Lindbergh. Darauf folgte aus den 1930ern „Flieger grüß mir die Sonne“ und „Mein kleiner grüner Kaktus“ (Comedian Harmonists). Kriegserlebnisse folgten, die Judenverfolgung wurden angeprangert, und auch Lale Andersen wurde per Solistin mit „Lilli Marleen“ trefflich Gehör verliehen. Die 1950er hatten die schlimme Zeit hinter sich gelassen und trumpften mit Doris Days „Que Sera“, Conny Froboess‘ „Zwei kleine Italiener“ sowie mit Elvis Presley per getanztem „Jailhouse Rock“ auf. Der Vietnamkrieg, John F. Kennedy und Boxer Muhammad Ali standen am Revueabend für die 1960er, zu denen die Beatles-„Konserve“ „Let it be“ erklang und und The Mamas & The Papas durch drei tolle Interpreten mit „California Dreaming“ vertreten wurden. Janis Joplin, Jimi Hendríx und Woodstock wurde ebenfalls gedacht, bevor die 1970er mit ABBA und ihrer „Dancing Queen“ sowie Queen mit „We will rock you“ das Publikum zum Mitsingen animierten. Freddie Mercury, Homosexualität und Aids hielten anschließend als Themen in die Erinnerungsrunde Einzug, bis man das Kapitel der 1980er aufschlug und ihnen musikalisch wie tänzerisch Nenas „99 Luftballons“ und Michael Jacksons „Beat it“ widmete. Parallel dazu erinnerte man an den Kalten Krieg, der mit „Wind of Change“ (Scorpions“) und den Backstreet Boys „Everybody“ in den 1990ern sein vorläufiges Ende fand.
Technische Entwicklung auf der Bühne illustriert
Mittlerweile hatten sich auf der Schulbühne auch die Generationen von Abspielgeräten eine Erwähnung verdient, die als Schallplattenspieler, Weltempfänger, Tonbandgerät, Kassettenrekorder, CD-Player und Smartphone ihre eigene Geschichte geschrieben hatten. „Let’s get loud“, sagte Jennifer Lopez in den 2000ern an, während „Ich + Ich“ „vom selben Stern“ kamen. Der 11. September 2001 veränderte die Welt mit dem Angriff auf das World Trade Center in New York. Seid diesem Ereignis mehren sich Angst und das Misstrauen gegenüber Fremden. Die Bühnenakteure fanden dazu eindringliche und mahnende Worte. Natürlich darf auch das deutsche Fußballfieber nicht fehlen. War es in 2006 noch ein Sommermärchen im eigenen Land, so flippten die heimischen Fans im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts völlig aus. Auslöser des Freudentaumels war der WM-Titel in Brasilien, zu dessen Gewinn man Andreas Bouranis „Auf uns“ zelebrierte. Auch Sympathieträger wie Michael Schumacher und Sebastian Vettel kamen in Esch nicht zu kurz, während Justin Timberlakes Titel „Can’t stop the feeling“ mit einem Tanz gedacht wurde. Ein großes Lob gilt hier allen Beteiligten um Regisseur Andreas Heinrich, die diesen Revue-Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis für große und kleine Zuschauer gemacht haben.
Wir bedanken uns bei der Quelle: Blick aktuell, Autor Thomas Esser