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Die Schildkröte - ein interessantes Tier

Ich habe für euch Informationen zu einem besonders süßen Tier, der Schildkröte, zusammengetragen. 

 

Der Panzer

Für Schildkröten stellt der Panzer, welcher bereits ca. 30 % des Gewichtes ausmacht, zweifellos das anatomisch entscheidende Charakteristikum dar. Kein anderes Wirbeltier zeigt eine vergleichbare Anatomie. Ähnlich wie das Exoskelett der Insekten, umschließt der Panzer der Schildkröten, der sich aus dem Rückenpanzer und Bauchpanzer zusammensetzt, alle wichtigen Organe und Körperregionen.

Der Knochenpanzer besteht aus massiven Knochenplatten, die einen Rippenkäfig bilden, der entwicklungsgeschichtlich aus den Wirbelbögen und Rippen des Endoskeletts der Wirbeltiere hervorgegangen ist. Dabei hat sich der Schulterknochen (lat. Scapula), im Gegensatz zu allen übrigen Wirbeltieren mit Schultergürtel, unter die Rippen geschoben. Dieser weitgehend starre Knochenpanzer erfordert eine Anpassung der Atmung, die durch eine Bewegung der Extremitäten mit Hilfe von kräftigen Muskelpaketen unterstützt werden muss.

Über dem Knochenpanzer befindet sich je nach Art eine lederartige Hautschicht (so z. B. bei den Weichschildkröten) oder aber die typische Schicht aus Hornschilden (Scuta), welche ihrerseits aus Keratin bestehen. Die Färbung der Hornschilde hängt vor allem von der Herkunft der Schildkröte ab, denn die meisten Arten sind farblich perfekt an ihren Lebensraum angepasst.

Diese Hornschilde lassen sich in folgende Gruppierungen einteilen, wobei artbedingte Abweichungen in Anzahl und Vorhandensein anzutreffen sind:

 

Geschlechtsunterschiede und Fortpflanzung

Weibchen der Oliv-Bastardschildkröte legen viele, verhältnismäßig kleine Eier. Im direkten Vergleich zwischen geschlechtsreifen Männchen und Weibchen stellt man fest, dass sich die Ausscheidungsöffnung in der Schwanzwurzel des Weibchens, die Kloake, näher am Panzerrand befindet, die des Männchens dagegen eher zum Schwanzende hin liegt. Der Schwanz ist beim Männchen meist auch deutlich länger und am Ansatz breiter, da er den Penis beherbergt, der nur zur Begattung ausgestülpt wird. Weitere häufige Geschlechtsunterschiede sind geringere Körpergröße und ein stärker nach innen gewölbter Bauchpanzer bei den Männchen, was die Kopulation erleichtert. Darüber hinaus gibt es sekundäre Geschlechtsmerkmale, die auf einzelne Gattungen, Arten oder gar Unterarten beschränkt sind, wie zum Beispiel verlängerte Vorderkrallen des Männchens bei den Schmuckschildkröten oder eine unterschiedliche Färbung der Iris bei manchen Dosenschildkröten und einigen Unterarten der Europäischen Sumpfschildkröte. Die sekundären Geschlechtsmerkmale sind beim Schlüpfling noch nicht zu erkennen, sondern werden erst im Vorfeld der Geschlechtsreife ausgebildet. Zur Paarungszeit suchen die Männchen, die bei manchen Arten andere ökologische Nischen besiedeln, die Weibchen gezielt auf. Sie werden dabei vermutlich durch Geruchshormone (Pheromone) geleitet. Dem eigentlichen Paarungsakt geht bei den meisten Arten eine Balz voraus, die auf den Menschen eher grob wirkt. Je nach Art kommt es zur Verfolgung und Umkreisung des Weibchens mit teilweise heftigen Bissen in ihre Extremitäten und Rammstößen gegen den Panzer. Bei der Kopulation reiten die Männchen auf und klammern sich teilweise am Panzer des Weibchens fest. Aufgrund der Möglichkeit zur Samenspeicherung bleibt das Weibchen nach einer erfolgreichen Kopulation über mehrere Jahre befruchtungsfähig, ohne erneut kopulieren zu müssen, was den Erfolg der Schildkröten bei der Besiedlung neuer Lebensräume, z. B. den Galápagos-Inseln erklären könnte.

Die Paarungszeit liegt bei Arten aus der gemäßigten Klimazone überwiegend im Herbst und Frühjahr, wogegen sich tropische Arten eher nach Regenzeiten und Luftfeuchtigkeit richten. Die Eiablage (Oviposition) erfolgt einige Wochen nach der Befruchtung und findet bei allen Arten an Land statt. Im Einklang mit den Jahreszeiten sucht das trächtige Weibchen eine für die Eizeitigung geeignete Stelle auf, wofür es häufig lange, gefährliche Wanderungen in Kauf nimmt. Es achtet dabei auf die Sonnenlage des Platzes, dessen Bodenbeschaffenheit, Überschwemmungssicherheit und vermutlich noch auf weitere Faktoren. Einmal ausgewählt, wird diese Eiablagestelle meist über viele Jahre beibehalten. Das Weibchen gräbt mit den Hinterbeinen eine tiefe, häufig birnenförmige Grube, legt die Eier vorsichtig hinein und scharrt die Grube wieder sorgfältig zu, so dass keine Nesträuber angelockt werden. Das Ausbrüten der Eier überlassen die allermeisten Schildkrötenweibchen der Sonne. Wenige Schildkrötenarten betreiben eine Art Brutpflege durch Bewachung der Niststelle. Dazu zählt die Braune Landschildkröte, eine Art aus der Gattung der Hinterindischen Landschildkröten. Weibchen dieser Art scharren mit ihren Vorderbeinen einen Nisthaufen aus Laub, Sand und Gras zusammen, der einen Durchmesser von 1 bis 2,50 Meter hat und zwischen 20 und 50 Zentimeter hoch sind.[7] In der Haufenmitte gräbt das Weibchen mit dem Kopf die Nistgrube. Anschließend bewacht sie das Gelege für eine Zeitdauer von 2 bis 20 Tagen. Dabei legt sie sich mitunter direkt auf die Nistgrube. Sie verteidigt ihre Nistgrube gegenüber Fressfeinden jedoch auch durch Bisse oder den Versuch, den Fressfeind von der Nistgrube wegzuschieben.

Die Eier unterscheiden sich in Form, Größe und Beschaffenheit bei den verschiedenen Arten sehr. Teilweise sind sie wie bei Vögeln von einer harten Kalkschale umgeben. Manche Arten umhüllen ihre Eier aber auch nur mit einer lederartigen Haut und einer schützenden Schleimschicht. Anders als bei Vögeln besitzen die Eier aber keine Hagelschnüre, an der der Dotter drehbar aufgehängt ist. Deshalb dürfen Schildkröteneier nach begonnener Embryonalentwicklung nicht mehr gedreht werden, sonst stirbt der Keimling ab. Die Anzahl von Eiern und Gelegen pro Saison variiert stark, von einem einzigen Ei, z. B. bei der kleinsten Landschildkrötenart (Homopus signatus), bis zu 200 Eiern bei den Meeresschildkröten.

Bei einigen Arten wird das Geschlecht nicht genetisch bereits bei der Befruchtung festgelegt, sondern erst durch die Bruttemperatur bestimmt (z. B. bei Europäischen Wasser- und Landschildkrötenarten). In bestimmten Temperaturbereichen schlüpfen überwiegend oder sogar ausschließlich Weibchen bzw. Männchen. Dieser Umstand hat sich als Vorteil bei Zuchtprojekten zum Schutz des Artenbestandes erwiesen. Die Inkubation erfolgt je nach Art in etwa 50 bis 250 Tagen. Nach Ende der Entwicklungszeit füllt die kleine Schildkröte das Ei vollständig aus. Bei hartschaligen Eiern ritzt sie die Schale oft mit der Eischwiele am Oberkiefer an und öffnet ein erstes Fenster. In einigen Fällen wird die Schale auch mit einem Bein geöffnet. Danach beginnt sich der gefaltete Bauchpanzer zu strecken und sprengt die Schale vollkommen auf. Nach dem Schlupf bleiben die kleinen Schildkröten oft bis zur vollständigen Resorption des Dottersacks in der Nisthöhle, bis sie sich in gemeinsamer Anstrengung zur Oberfläche graben. In Trockengebieten geschieht das meist nach einem spätsommerlichen Regen, der den Boden aufweicht und für Pflanzenfresser auch üppige Nahrung verspricht. An der nördlichen Grenze ihres Verbreitungsgebiets überwintern Schildkrötenschlüpflinge häufig noch in der Nistgrube und kommen erst im folgenden Frühjahr an die Oberfläche. Das Muttertier leistet in keinem Fall Schutz oder Aufzuchthilfe, die Jungen sind vom Schlupf an auf sich alleine gestellt und sind teilweise sogar eine willkommene Beute für erwachsene Artgenossen. Bis zur Geschlechtsreife vergehen mehrere Jahre. Sie ist hierbei nicht nur vom Alter, sondern auch von der Ernährungslage des Tieres abhängig.

Mögliches Höchstalter

Zu den ältesten Individuen gehörte auch Timothy, eine weibliche Maurische Landschildkröte (Testudo graeca). Das ehemalige Maskottchen der britischen Marine wurde 160 Jahre alt, obwohl sie die ersten 40 Jahre ihres Lebens an Bord eines Kriegsschiffes vermutlich nicht artgerecht gehalten wurde.

Bedrohung durch den Menschen

Fressfeinde variieren sehr nach Art und Alter der Schildkröte. Während Gelege und Schlüpflinge selbst Krabben und Vögeln zum Opfer fallen, haben ausgewachsene Tiere nur noch wenige natürliche Feinde. Im besonders artenreichen Süden der USA sind das z. B. Alligatoren, aber auch viele andere Panzerechsen erbeuten regelmäßig Schildkröten, da sie mit ihren kräftigen Kiefern problemlos die Panzer aufbrechen können. Zu den Fressfeinden von Eiern und erwachsenen Schildkröten zählt aber auch der Mensch. In vielen Teilen der Welt wurden und werden Wasser-, Land- und Meeresschildkröten verzehrt und auch deren Nester ausgenommen. Wie schnell der Mensch die Schildkrötenbestände dezimieren kann, lässt sich am Beispiel der Europäische Sumpfschildkröte zeigen. Noch bis in das 19. Jahrhundert hinein im deutschsprachigen Raum durchaus häufig anzutreffen, wurde sie hier als Fastenspeise fast bis zum völligen Verschwinden abgefischt. Inzwischen ist sie in Deutschland und Österreich so selten geworden, dass sie nicht nur aus unseren Gewässern, sondern auch aus unserem Bewusstsein als ursprünglich einheimische Tierart zu verschwinden droht.

Ebenfalls durch intensive menschliche Nachstellung ausgerottet oder nahezu ausgerottet wurden die Riesenschildkröten auf den Inselgruppen im Indischen und Pazifischen Ozean. Einem Seefahrerbericht zufolge konnte man um 1700 auf Rodriguez Island (Mauritius) noch Gruppen von 2000–3000 Tieren finden. Sie lagen so eng zusammen, dass man „100 Schritte über ihre Panzer laufen konnte, ohne den Fuß auf den Boden zu setzen“ (Legaut 1691). Das Fleisch sei wohlschmeckend und bekömmlich und das Fett schmecke besser als die beste Butter in Europa. Es eigne sich auch hervorragend als Medizin gegen Verdauungsbeschwerden und Krämpfe. Anderthalb Jahrhunderte später fand eine wissenschaftliche Expedition nur noch ein paar wenige in der Sonne brüchig gewordene Panzerreste auf dieser Insel, aber keine lebenden Tiere mehr. Die Schiffsbesatzungen deckten ihren Bedarf jetzt auf den Galapagosinseln, oft 500–800 Tiere pro Schiffsladung. Aber auch viele andere Schildkrötenarten gelten als Delikatesse und werden vom Menschen intensiv bejagt. Da es sich hierbei zu einem Großteil um Wildfänge handelt und sich die Populationen aufgrund der späten Geschlechtsreife nur langsam reproduzieren, stehen viele Arten vor der Ausrottung in freier Natur, zum Beispiel einige Arten der Gattung Cuora. In den letzten Jahren richtet sich das Hauptaugenmerk auf die Lebensmittelmärkte in Südostasien, auf denen seit je her Schildkröten in großer Zahl angeboten werden. So werden jährlich etwa 10 Millionen Tiere in den Süden Chinas importiert (van Dijk et al. 2001). Häufig sind es Arten, die inzwischen so stark bedroht sind, dass sie durch das Washingtoner Artenschutzabkommenseigentlich streng geschützt wären. Die riesigen Vermehrungsfarmen in den USA mit teilweise über 1 Million Schlüpflingen pro Jahr und Farm (Herrera 1998), wie auch die in den 1990er Jahren neu entstandenen Schildkröten-Farmen in China können bislang noch nicht in ausreichendem Maße den Bedarf decken. Zudem haben diese Farmen ein neues Problem geschaffen. Da exotisch aussehende Schildkröten auf den Märkten einen höheren Preis erzielen, versucht man gezieltHybride zu züchten. Das läuft auf der einen Seite der Artenreinerhaltung zuwider. Auf der anderen Seite steht seit Bekanntwerden dieser Tatsache die Systematikder südostasiatischen Schildkröten in Frage. Denn bei vielen Arten, die erst in den letzten Jahren anhand auf Märkten gefundener Tiere wissenschaftlich beschrieben wurden und deren genaues Herkunftsgebiet unbekannt ist, stellt sich nun die Frage nach der Gültigkeit dieses Taxons. Für einige Holotypen konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass es sich um Hybride der Gattungen Chinemys und Cuora handelt.

Haustierhaltung ist die zweite, ebenfalls jahrtausendealte Nutzung von Schildkröten durch den Menschen. In fast allen Kulturen gelten Schildkröten, anders als andere Reptilien, als Sympathieträger und Kinderspielzeug, gelegentlich als heilige Tiere, so z. B. in Babylon 1100 v. Chr. und auch im alten Ägypten. Eine zweieinhalbtausend Jahre alte griechische Vase, Museumsstück im Britischen Museum in London, zeigt dagegen ein Mädchen im für unsere Begriffe grausamen Spiel mit einer Landschildkröte.

 

Ähnlich dürfte allerdings das Schicksal der vielen im 20. Jahrhundert in den USA gehaltenen Schmuckschildkrötenbabys und der nach Mittel- und Nordeuropa importierten Europäischen Landschildkröten gewesen sein. So erlitten vor Einführung des Washingtoner Artenschutzabkommen die Wildpopulationen der europäischen Landschildkrötenarten einen erheblichen Rückgang aufgrund der Nachfrage europäischer und amerikanischer Tierhalter. Für Großbritannien sind z. B. folgende Import-Zahlen bekannt: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden jährlich bis zu 250.000 Landschildkröten überwiegend aus einem einzigen Land, Marokko, nach England eingeführt (Lambert 1981). Davon starben 80 % bereits auf dem Transport oder im Laufe des darauf folgenden Jahres. Für die übrigen europäischen Länder, Export- wie Importländer, dürfte ähnliches gelten, auch wenn deren Aus- bzw. Einfuhren zahlenmäßig nicht genau erfasst sind. Auch heute noch bringen Touristen aus den Mittelmeerländern erhebliche Mengen an Schildkrötenjungtieren als Urlaubssouvenirs mit. Für die inzwischen stark zurückgegangene Schildkrötenpopulationen stellt das, neben der Lebensraumzerstörung, eine weitere erhebliche Belastung dar.

Aus dem ehemaligen Kinderspielzeug ist im deutschsprachigen Raum inzwischen aber ein ernsthaftes Hobby geworden, mit zahlreichen Clubs, Vereinen und Stammtischen. Allein im größten herpetologischen Verein Deutschlands, der DGHT und seiner Untergruppierung, der AG Schildkröten, gibt es fast 3000 Schildkröteninteressierte, die im Jahre 2004 über 6000 kleine Schildkröten in über 70 Arten nachzüchteten, davon etwa 4000 Individuen der Gattung Testudo. Insgesamt wird die jährliche Nachzucht an Europäischen Landschildkröten inzwischen auf etwa 10.000 allein in Deutschland geschätzt (Schilde, 2005).

Der „Rohstoff“ Schildkrötenpanzer ist eine weitere uralte Nutzungsanwendung. Die kleineren Schildkrötenpanzer wurden hauptsächlich als Schmuck- und Gebrauchsgegenstände im Ganzen verwendet. So wurden bereits im alten GriechenlandLeiern mit einem Korpus aus einem Schildkrötenpanzer hergestellt. Hierzu gehört die häufig auf Tongefäßen abgebildeteLyra. Einige afrikanische Saiteninstrumente besitzen Resonanzkörper aus Schildkrötenpanzern, die mit einer Tierhaut bespannt sind, beispielsweise Leiern und Fiedeln in Ostafrika. Auf nordafrikanischen Basaren gibt es Blasebalge aus Schildkrötenpanzern zu kaufen. Von den großen Meeresschildkröten, vor allem von der kleinsten Art, der Echten Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) wurden dagegen nur die oberen Hornschichten verwendet, die man unter Hitzeanwendung vom Knochenpanzer ablöste, häufig vom lebenden Tier. Dieses durchscheinende, stark gemusterteSchildpatt diente seit der Antike als Werkstoff für Schmuck, Toilettenartikel (Kämme) und Intarsienarbeiten an Möbeln. Laut UNEP liegt der Wert von Schildpatt auf dem Weltmarkt heute bei ca. 5000 Euro pro kg, weswegen es trotz weltweiten Verbotes noch immer zur weiteren Bedrohung der Tiere beiträgt.

 

Johanna S.