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Liedinterpretation „Von Stadt zu Stadt“ (Guaia Guaia)

Wir danken dem anonymen Schüler der 10a auch für diese gelungene Liedinterpretation „Von Stadt zu Stadt“ (Guaia Guaia).

 

Das Lied „Von Stadt zu Stadt“ von Guaia Guaia, welches 2013 veröffentlicht wurde, handelt von den Eindrücken und Gefühlen, die die Sänger beim Beobachten ihrer Umwelt sammeln. Die Band singt Deutsch-Pop. Beim erstmaligen Hören wirkt das Lied anders als erwartet, fröhlich, obwohl der Text eher traurig ist und zum Nachdenken anregt. Verwendet werden hauptsächlich eine Gitarre, Hintergrundmusik aus dem Laptop und eine Trompete. Der Kontrast von Text und Hintergrund macht den Song interessant.

Die Sprache ist sehr gut gestaltet und zeigt einige Auffälligkeiten und stilistische Mittel auf. Durch Metaphern wird alles bildlich dargestellt und der Zuhörer kann sich alles leicht vorstellen. Es wird jedoch keine Landschaft geschildert, sondern die Eindrücke der Bandmitglieder, die sie von ihrer Umwelt und ihrem Umfeld erhalten. Auffällig ist auch, dass sich viele Gegensätze durch den Text ziehen, wobei dort häufig Wiederholungen vorhanden sind. So sticht das Paradoxon „Ich seh so viele Leute, rastlos und alleine“ aus dem Refrain immer wieder hervor. „Ich bleibe auf der Reise. Von Stadt zu Stadt. Von Stadt zu Stadt“ kann man als Anspielung auf ihre Deutschlandtour verstehen. Eine weitere Anspielung darauf findet man in der ersten Strophe: „Spring aufs Fahrrad, machen eine Traumreise.“ Die Metaphern „Essen Beeren und dein Weltbild als Nachspeise“ und „Menschen verschließen sich nicht nur im Scheißhaus“ stimmen den Zuhörer nachdenklich, da sie sich, obwohl als Menschen überaus zahlreich, trotzdem dem Neuen und der Freiheit verschließen und somit eigentlich allein bleiben. Gemeint ist, dass das Weltbild von dem gesprochen wird, realitätsfremd und somit nach Guaias Meinung „süß“ ist. Mit dem anderen Satz wird angedeutet, dass die Menschen ihrem Umfeld verschlossen gegenüber treten und sich ihnen nicht öffnen. Die Zeilen „Jede Perspektive nur Beton. Leuchtreklame macht die ganze Welt bunt“ aus der zweiten Strophe bestärken die Phrase: „Die Wahrheit ist: Alles sieht gleich aus“ aus der ersten Strophe. Die Welt wird als langweilig dargestellt und das einzige, was sie interessant macht, sind Medien. Die letzen beiden Zeilen beider Strophen sind fast identisch, jedoch wird bei der zweiten Strophe der Bandname „Guaia“ als Inselname erwähnt, der als „Erlösung aus dem alltäglichen Trott“ gesehen werden könnte.

Die Sänger üben Kritik an der Gesellschaft aus. Sie werden nicht ausfällig, aber ihre Meinung wird trotzdem klar ausgedrückt. Ihrer Meinung nach sollten die Menschen sich mehr miteinander beschäftigen. Der Grund, warum sie so allein sind, obwohl sie sich offensichtlich in Gesellschaft befinden, ist, dass sie sich viel zu verschlossen gegenüber treten, statt miteinander zu kommunizieren. Sie deuten ihre Entwicklung während der Touren kurz am Anfang der zweiten Strophe mit dem Satz „Von Stadt zu Stadt merk ich erst so wer ich bin“ an. Scheinbar setzen die sich vermehrt mit sich selbst auseinander und es wäre denkbar, dass sie finden, dass dies mehr Menschen tun sollten. Die Kernaussage des Songs ist, dass wir mittlerweile in einer Gesellschaft leben, in der man sich innerhalb einer Menschenmasse trotzdem vollkommen alleine fühlt. Dies wird durch verschiedene Ausdrücke mehrfach wiederholt.

Meiner Meinung nach haben Guaia ihr Ziel erreicht. Sie regen den Zuhörer zum Nachdenken an und die bildliche Sprache gestaltet das Thema interessant. Beim ersten Hören wirkte das Lied nicht so tiefsinnig auf mich wie nun. Ich kann mich mit dem Text identifizieren und habe lange darüber nachgedacht. Beobachte ich meine Umwelt, so kommen in mir ähnliche Gefühle auf, wie den Bandmitgliedern. Am besten haben mir die Antithesen und Paradoxa gefallen. Besonders gut gefällt mir „Nachtwanderung mitten am Tag“, weil mich dieser Ausdruck, aufgrund des krassen Kontrasts und Widerspruch angesprochen hat. Der Charakter der Band kam durch dieses Lied gut zur Geltung.

 

Anmerkung der Redaktion: Ihr findet dieses Lied bei Youtube. Hört doch mal rein!